Wie kommt man eigentlich dazu, einen Krimi zu schreiben? Ist das nicht ein bisschen verrückt?
Ich kann nicht für andere Krimiautoren sprechen, aber am Anfang meiner Geschichte stand das Gefühl, dass Sie vielleicht hin und wieder auch schon einmal beschlichen hat: Früher war alles irgendwie besser.
Es gibt ein berühmtes Zitat von Douglas Adams, das besagt:
Alles, was es schon gab, als du geboren wurdest, ist normal und gewöhnlich. Diese Dinge werden als natürlich wahrgenommen und halten die Welt am Laufen.
Douglas Adams
Alles, was zwischen deinem 16. und 36. Lebensjahr erfunden wird, ist neu, aufregend und revolutionär. Und vermutlich kannst du in dem Bereich sogar Karriere machen.
Alles, was nach deinem 36. Lebensjahr erfunden wird, ist gegen die natürliche Ordnung der Dinge.
Ich habe das 36. Lebensjahr schon weit hinter mir gelassen und kann dem – auch was die Krimiliteratur anbelangt – nur beipflichten.
Heutige Krimiserien leben oft von kaputten Charakteren in kaputten Beziehungen und deren zwischenmenschlichen Problemen. Und ganz nebenbei wird dann noch ein Fall gelöst, der aber so nebensächlich bleibt, dass man nach der Hälfte schon wieder vergessen hat, worum es eigentlich geht. Die größte Frage ist am Ende dann die, welche neuen Entwicklungen es im Liebesleben der Protagonisten gibt.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich konnte damit noch nie viel anfangen. Ich mochte schon immer viel lieber die klassischen Whodunits, bei denen der Fall im Vordergrund steht. Wo man mitraten konnte, wer der Mörder ist und wie er es geschafft hat, in das von innen verschlossene Zimmer zu gelangen.
Also habe ich beschlossen, einen Krimi zu schreiben, den ich auch selbst gern lesen würde.
Erst war es nur so eine Idee, wie man sie manchmal eben hat. Aber dann hat mich der Ehrgeiz gepackt und ich wollte es wirklich durchziehen.
Damit ich keinen Rückzieher mache, habe ich einen Trick angewandt, der vielen schon dabei geholfen hat, mit dem Rauchen aufzuhören: Ich habe jedem, der es wissen wollte – oder auch nicht – verkündet, dass ich in den Herbstferien anfangen würde, einen eigenen Kriminalroman zu schreiben.
Ab da gab es kein Zurück mehr. Jede Rückfrage: „Was macht denn dein Buch?“ – ob nun reine Konversation oder echtes Interesse – war ein Ansporn, es auch wirklich durchzuziehen.
Wie schreibt man überhaupt einen Kriminalroman?
Es ist keine ganz nebensächliche Frage: Wie und wo fängt man überhaupt an, wenn man ein Buch schreiben möchte?
Wenn ich meine Frau gefragt hätte, die sich mit dem Thema besser auskennt, dann indem ich mir zuerst ein Buch übers Bücherschreiben kaufe.
Nun, ich hab sie gefragt, aber die Antwort war mir – ich betone in diesem Fall! – ziemlich egal und ich habe mir natürlich KEIN Buch gekauft.
Ein Mann fragt ja auch nicht nach dem Weg, wenn er sich verfahren hat, sondern ermittelt geschickt durch das mehrfache Abfahren aller möglichen Streckenabschnitte eine gewisse Vorstellung von der räumlichen Situation, und ist dann schließlich nach dreieinhalb Stunden auch ohne lästiges Leutefragen fast da, wo er hinwollte.
Für alle jüngeren Leser: Nein, es war bis in die frühen 2000er nicht selbstverständlich, dass dir in jedem popeligen Mittelklassewagen eine Stimme aus dem Off die Richtung ansagt. Damals gab es Karten aus Papier, womit wir wieder eine schöne Überleitung zum Buch hätten.
Als Geschichtsdilettierendem stand für mich von Anfang an fest, dass die Story einen historischen Bezug haben würde. Und es war auch klar, dass sie generell in der Vergangenheit spielen würde.
Denn wir wissen ja: Früher war alles besser. Und außerdem erspart man es sich dann in spannenden und kniffligen Situationen, erst lang und breit erklären zu müssen, warum der Protagonist nicht einfach zum Handy greift.
Sonst hätte ich die Geschichte quasi in Reminiszenz an Agatha Christies „Orientexpress“ in einem Zug der Deutschen Bahn spielen lassen müssen. Da wäre das fehlende Handynetz eine derartige Selbstverständlichkeit, dass es keiner näheren Erwähnung bedurft hätte.
Der Krimi sollte also in der Vergangenheit spielen. Aber wie weit sollte ich zurückgehen? Jahrhundertwende? Mittelalter? Eine ganz andere Epoche?
Die Antwort verrate ich im nächsten Kapitel (bzw. Blogbeitrag).